Oft verharrt Lars wie festgefroren in absurden Posen. Immer und überall bewegt er sich auf den gleichen Pfaden, das Übersteigen von Türschwellen
artet zu einer umständlichen Prozedur aus, und auch das Butterbrot, das er zum Mund führt, muss auf einer festgelegten Bahn durch die Luft um den Kopf herum bewegt werden. Am wohlsten fühlt er
sich bei den kleinen Rückzügen in seine eigene Welt. Lars wohnt schon seit Langem im Haus Bucken in der Nähe von Wuppertal, im Alter von 19 Jahren ist er dorthin gekommen. Seine Eltern haben
dieses Heim zusammen mit anderen Betroffenen speziell für Autisten gegründet und betreiben es bis heute in eigener Regie. Nachdem sie Lars fast 20 Jahre lang bei sich zu Hause hatten und auf
jedes Privatleben verzichten mussten, sind sie heilfroh, einen Platz für ihn geschaffen zu haben, an dem er sich wohlfühlt und mit seinen Eigenarten akzeptiert wird. Der Autismus ist im Gegensatz
zu vielen anderen Behinderungen erst relativ spät erkannt und diagnostiziert worden und bis heute noch nicht in seiner Gesamtheit erforscht. Den Begriff "Autismus" prägte der
Schizophrenie-Forscher Eugen Bleuler (1857 - 1939), der die Bezeichnung für Patienten gebrauchte, die sich in ihre innere Welt zurückzogen und den Kontakt zur Außenwelt vermieden.
Filmautor Wolfram Seeger hat sich für den Dokumentarfilm "Autisten" über den Zeitraum eines Jahres im Haus Bucken aufgehalten. Behutsam und mit viel Geduld nähert er sich den Bewohnern und nimmt
Teil an ihrem Alltag. "Autisten" wurde auf der Duisburger Filmwoche 2010 uraufgeführt.
Am Montag, 31. Oktober, um 23.50 Uhr, zeigt 3sat unter dem Titel "Der seltsame Sohn" eine Kurzfassung dieses Films, in der auch die Eltern und Pfleger in Interviews zu Wort kommen, sowie um 1.05 Uhr den Film "Lichtblicke" (1993), in dem Wolfram Seeger einige der inzwischen erwachsenen Heimkinder als Jugendliche zeigt.
Quelle: ARD/WDR/3sat
Manchmal ist Carsten unberechenbar, dann kann er im "Haus Bucken", einem Wohnheim für Autisten, eine Gefahr für sich und andere sein. Wenn er sich
nach Körperkontakt sehnt, kann er aber auch ganz sanft sein. Carsten ist intelligent, er versteht alles und kann seine Bedürfnisse zum Ausdruck bringen. Dann spricht er sich selbst mit "du" an.
Sein Mitbewohner Lars wirkt auf den ersten Blick unauffällig. Doch niemand weiß, was sich in seinem Kopf abspielt, wenn er in absurden Posen verharrt, wie eingefroren. Im Gegensatz zu Lars tritt
Christian immer fröhlich und kontaktfreudig auf. Er ist gern unter Menschen und erfreut sich wegen seines jungenhaften Charmes großer Beliebtheit bei den weiblichen Mitarbeiterinnen. Ohne Schlips
und gebügeltem Hemd verlässt er nicht sein Zimmer. Auch wenn er auf den ersten Blick normal zu sein scheint, fällt er doch schnell durch seltsame Sprachmarotten und Verhaltensmuster auf. Als er
2006 zur Betreuung ins Haus Bucken gebracht wurde, fragte er lediglich "Mutter, ist das mein Zimmer?" - und blieb einfach da, als sie seine Frage bejahte. Es könnte sein Zuhause für immer sein,
denn die Bewohner von Haus Bucken haben Autismus in seiner schwersten Form und müssen rund um die Uhr betreut werden. Haus Bucken, in einer ehemaligen Villa in einem Waldstück bei Velbert
gelegen, ist ein Heim für erwachsene Menschen mit autistischer Behinderung, das von Eltern Betroffener gegründet wurde und in eigener Regie betrieben wird.
Ein Jahr lang hat Autor Wolfram Seeger Christian und die anderen Bewohner in ihrem Lebensalltag im Haus Bucken beobachtet. Sein Dokumentarfilm "Der seltsame Sohn" lässt teilhaben an den
Eigenarten und Ritualen der Bewohner, aber auch an den Erfahrungen von Betreuern und Angehörigen.
Quelle: ARD/WDR/3sat
Haus Bucken ist ein Heim für erwachsene Menschen mit autistischer Behinderung, das von Eltern Betroffener gegründet wurde und in eigener Regie
betrieben wird. In einer ehemaligen Villa in einem Waldstück bei Velbert finden die Bewohner die erforderliche Ruhe und Geborgenheit und einen strukturierten Tagesablauf, der von den
Zwangshandlungen ablenken soll.
Der Dokumentarfilm "Lichtblicke" beobachtet den Alltag im Haus Bucken, nähert sich den Bewohnern und zeigt die Besonderheiten des Syndroms Autismus sowie die unvermuteten intellektuellen
Fähigkeiten der Behinderten.
Quelle: ARD/WDR/3sat